17. 08. 2011

Für Ursula Unterberg-Wegener ist Unternehmensberatung mehr als ein bequemer Bürojob. Von Kindheit an erlebte sie am Handwerksbetrieb des Vaters aus erster Hand die Herausforderungen, denen sich Unternehmer Tag für Tag stellen. Ihrem früh entwickelten Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen folgend, engagierte sich die Dipl. Betriebswirtin zunächst im Controlling von öffentlichen Gebührenhaushalten und Unternehmen der privaten Entsorgungswirtschaft. Ihr Karriereweg führte sie von hier aus in die Männerdomäne der kaufmännischen Geschäftsführung.

Im Zuge wirtschaftlicher Umstrukturierungsmaßnahmen verfolgte Ursula Unterberg-Wegener schließlich erfolgreich den Weg in die Selbstständigkeit, getreu der väterlichen These: „Das Geld wird am Schreibtisch verdient.“

Wir haben die Oberhausener Unternehmensberaterin aufgesucht und zu ihrem leidenschaftlichen Engagement für kleinere und mittelständische Unternehmen interviewt.

Frau Unterberg-Wegener, Sie haben von Kindheit an die Selbstständigkeit Ihrer Eltern erfahren. Wie sehr hat Sie das geprägt?

Nun, das Leben der Familie war ganz den Anforderungen des Betriebes untergeordnet. Das Geschäft hatte absolute Priorität. So wurde auch am Wochenende, zumindest im Büro gearbeitet; ein gemeinsamer Familienurlaub war kaum möglich. Auf der anderen Seite habe ich hautnah die Herausforderungen eines Unternehmers mitbekommen – den Umgang mit Kunden, Auftragsbeschaffung und -abwicklung, Umgang mit dem Personal, aber auch finanzielle Probleme bei schwankender Auftragslage und / oder nachlässiger Zahlungsmoral der Kunden. Besonders ist mir die schwere Zeit im Gedächtnis geblieben, als die private Hausbank meiner Eltern in Insolvenz ging und alle Konten gesperrt waren. Ich war damals 10: Meine Mutter wusste manchmal nicht, wie sie das Essen für uns besorgen sollte. Aber irgendwie haben meine Eltern das geschafft.

Welche Auswirkungen haben Ihre Kindheitserfahrungen heute?

Ich arbeite leidenschaftlich gerne und bin sehr wissbegierig. Am Wochenende arbeite ich auch sehr gerne, da habe ich Ruhe, kann konzentriert an einer Sache arbeiten oder auch neue Ideen ausbrüten. Ein nine-to-five-Job ist nichts für mich. Selbst in meinen ersten Berufsjahren als Angestellte habe ich aus meinem Aufgabengebiet mehr herausgeholt als gefordert war. Ebenso ist das Thema Urlaub, insbesondere Pauschalurlaub, ein ganz schlechtes Small-Talk-Thema für mich. Da kann ich kaum mitreden. Last, but not least bin ich leidenschaftliche Mittelständlerin.

Warum haben Sie den Betrieb Ihrer Eltern nicht selbst übernommen?

Meine Eltern hatten für meine Schwester und mich andere Pläne. „Die Mädchen“, wie sie uns nannten, sollten eine bessere Ausbildung erhalten, Karriere machen und finanziell auf eigenen Füßen stehen können. Bloß nicht von einem Mann/Ehemann abhängig sein! Abitur und Studium waren von vornherein selbstverständlich. Mein Vater ging noch weiter: Er sah mich am liebsten in einer sicheren unkündbaren Position und wollte mir die Risiken und Unsicherheiten des Unternehmertums nicht zumuten. Nach dem BWL-Studium habe ich seinem Drängen nachgegeben und mich im öffentlichen Dienst beworben. Wie Sie sich vorstellen können, ging das nicht lange gut. Nach drei Jahren bin ich in die „unsichere“ Privatwirtschaft gewechselt, wo ich auch eine ansehnliche Karriere hingelegt habe.

In der Unternehmensberatung sehen Sie eine Männerdomäne. Welche Herausforderungen stellt das an Sie?

Nicht nur in der Unternehmensberatung! Ich war als Frau immer schon „allein unter Männern“. Im Umweltausschuss war ich die einzige weibliche Teilnehmerin; nachher in der privaten Entsorgungswirtschaft, die damals in der Führung eine reine Männerdomäne war, war es besonders spaßig. Der Umgangston ist dort sehr – rustikal. Ich habe früh gelernt, meinen Standpunkt zu vertreten und mich durchzusetzen. Ich kenne die männlichen Spielregeln, verleugne aber nicht meine Weiblichkeit. Sehen Sie mich doch nur mal an! Außer – dass ich Tacheles reden kann.

Hat Sie jemand auf Ihrem Karriereweg besonders gefördert?

Ich hatte das große Glück, an entscheidenden Wendepunkten meiner Laufbahn Mentoren gehabt zu haben: der Kollege, der mich in meine erste Stelle eingearbeitet hat und von dem ich viel gelernt habe, auch in puncto Durchsetzungsvermögen. Der Leiter der Finanzbuchhaltung, der immer ein wachsames Auge auf „meine“ Beteiligungsgesellschaften hatte; von ihm fühlte ich mich irgendwie beschützt, auch wenn wir häufig in der Sache gestritten und uns angebrüllt haben. Mein Geschäftsführer, der mich gefördert und vor allem gefordert hat. Alles in allem waren es Männer, die mich unterstützten und denen ich dankbar bin.

Sie blicken auf eine lange Berufslaufbahn zurück. Was waren Ihre größten Erfolgsmomente?

Vorhin habe ich es angesprochen, daß ich aus meinen diversen Arbeitsgebieten immer mehr gemacht habe als gefordert. Das Schönste daran war, wenn es bei meinen Adressaten, „Kunden“, angenommen wurde, Impulse freisetzte und sich danach etwas bewegte. Regelrechte Glücksmomente habe ich als kaufmännische Leiterin erlebt, wenn mich die Betriebsleiter um Rat gefragt haben und ich sie ermuntern konnte:“Ja, gute Idee! Machen! Ich kümmer mich um das Finanzielle.“

Ein weiteres Highlight war, als ich als Geschäftsführer mit der Gewerkschaft einen Haustarifvertrag ausgehandelt habe. Erfolgreich daran war ein ausgeklügeltes Prämien- und Anreizsystem, das auch zum guten wirtschaftlichen Erfolg der Firma beisteuerte.

Die wenigsten Selbstständigen haben einen durchschnittlichen Arbeitstag. Wie sieht heute Ihr Tagesablauf aus?

Kein Tag ist wie der andere, und ich liebe diese Abwechslung. Häufig bin ich auch mehrere Tage hintereinander auf Geschäftsreise. Termine ergeben sich meistens kurzfristig. Da ist es dann eine besondere Herausforderung, den normalen Alltag zu organisieren. Was zwangsläufig liegen bleiben muß, arbeite ich dann am Wochenende ab.

Wo und wie arbeiten Sie mit Ihren Klienten?

Ich arbeite zum allergrößten Teil bei meinen Kunden vor Ort. Bei größeren Teilaufgaben, die meine volle, ungeteilte Konzentration erfordern, z.B. Businesspläne, Berichte, Konzepte, ziehe ich mich in mein Büro zurück und schalte auf off-line.

Die Unternehmensberatung gilt als sehr anspruchsvoller Wirtschaftsbereich. Worin sehen Sie die größten Herausforderungen in Ihrem Business?

Unterschiedliche Unternehmen, Branchen, Firmenkulturen und Bedarfe erfordern viel Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Eine Herausforderung ist, wenn sich kurz nach der Auftragserteilung und der Einarbeitung herausstellt, dass der Auftrag nicht in der vereinbarten Form abgearbeitet werden kann, weil bestimmte Voraussetzungen nicht gegeben sind oder vorher verschwiegen wurden. Dann ist besonders viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit dem Kunden und Frustrationstoleranz gefragt. Bei der Akquise ist es häufig schwierig, dem Interessenten einen Gesamtpreis anzubieten. Sehen Sie, Beratung, ist ein sehr individueller Prozess; da kann man keine unverbindliche Preisempfehlung wie bei einer Ware angeben. Ich gebe explizit Auskunft zu Stunden- oder Tagessätzen; aber der Hauptkostentreiber ist die (Arbeits-)Zeit. Bei manchen Projekten fällt es mir schwer, die Arbeitszeit im Vorfeld seriös zu kalkulieren; das ist gerade in der Umsetzungsphase bei M&A der Fall. Ich kann den Kunden verstehen, dass er die Gesamtzeit wissen und Planungssicherheit haben möchte. Daher biete ich an, dass er bei mir Zeitkontingente bucht. Er bekommt regelmäßig, meistens wöchentlich einen Nachweis über meine Arbeiten und hat so Überblick und Kontrolle über seine Kosten.

Was lieben Sie an Ihrer Arbeit am meisten?

Die Abwechslung, von unterschiedlichen Menschen und Branchengegebenheiten gefordert zu sein. Ich liebe die Arbeit mit und an anderen Menschen, wenn Projekte erfolgreich abgeschlossen werden können. Ich lerne tagtäglich sehr viel dazu. Und die schönsten Aufträge sind die, mit denen man gar nicht gerechnet hat. Ach ja, noch etwas: Ich liebe, Autofahren und unterwegs zu sein.

Haben Sie neben Ihrem beruflichen Engagement noch andere Interessen und Hobbys? Können Sie überhaupt abschalten?

Abends kann ich beim Kochen am besten abschalten. Zugegeben, das Einkaufen ist manchmal lästig, aber Kochen ist so ein wunderbarer kreativer Prozess, besonders das Jonglieren mit Gewürzen und Aromen. Mein ausziehbarer Gewürzschrank bricht schon aus allen Nähten. Mein Mann ist übrigens auch ein ausgezeichneter Hobbykoch, und wir genießen es, abends gemeinsam zu kochen und nebenher den vergangenen Tag zu reflektieren. Außerdem gehen wir einmal die Woche zum Tanzen: Standard und Latein. Es macht Spaß; man bewegt sich, kann von der Arbeit abschalten und muß sich trotzdem auf die Choreographie konzentrieren. Es ist ein toller Ausgleich, und die Tanzabende sind uns heilig.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Meiner Familie und mir wünsche ich vor allen Dingen Gesundheit. Ohne Gesundheit ist alles nichts! Bis ins hohe Alter möchte ich geistig und körperlich fit bleiben, mich weiterhin uneingeschränkt bewegen und Autofahren können. Ein weiterer Wunsch für die Zukunft ist, Personal einstellen zu können, auszubilden und junge Leute zu fördern.

Pressekontakt

KMU-Beratung Unterberg

Ansprechpartnerin: Ursula Unterberg-Wegener

Klosterhardter Str. 25

46119 Oberhausen

Tel. +49 (0) 208 – 6 25 61 45

Mobil +49 (0) 208 – 6 25 58 59

E-Mail: ursula.unterberg-wegener@t-online.de

Homepage: www.kmu-unterberg.de

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