Schwammstadt: Die Lösung für Überflutungen in Großstädten

Immer häufiger füllen überflutete Städte die Nachrichten: Straßen sind unbefahrbar, Häuser überflutet und Menschen gefährdet. Der Klimawandel und die damit verbundenen, plötzlich auftretender Starkregen gefährden in Extremfällen Menschenleben und führen zu bisweilen starken wirtschaftlichen Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Städte und Gemeinden müssen ihr Regewassermanagement anpassen. Die Zukunft sollte Schwammstadt-Prinzip heißen.

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Städte zunehmend verdichtet. Durch den Anstieg des Verkehrsaufkommens, den seit vielen Jahren feststellbaren Zuzug von Teilen der Bevölkerung vom Land in die Städte, damit auch die Vergrößerung von Wohn-, Gewerbe- und Industrieflächen hat sich während der letzten 60 Jahre der Verbrauch unversiegelter Fläche mehr als verdoppelt. In den Jahren von 1993 bis 2003 lag der durchschnittliche Flächenverbrauch bei 120 Hektar pro Tag. Mittlerweile hat sich der Flächenverbrauch z.B. im Jahr 2014 mit 69 Hektar pro Tag fast wieder halbiert, dennoch ist der Flächenverbrauch nach wie vor sehr hoch.

Die Infrastruktur zur Entwässerung der zunehmenden Versiegelung wurde jahrzehntelang angepasst, die aktuelle Entwicklung der klimatischen Situation zeigt jedoch, dass die Städte und Gemeinden im Hinblick auf die Regenwasserentsorgung aber an ihre Grenzen stoßen. Besonders die in kurzer Zeit auftretenden, stärker werdenden Regenmassen stellen große Probleme dar. Versickerungsflächen sind in den stark versiegelten Städten kaum vorhanden, das Kanalisationsnetz reicht nicht aus, die Wassermengen in derart kurzer Zeit aufzunehmen. Es kommt zum Rückstau und das Wasser sucht seinen Weg durch die Straßen und in Gebäude.

Mit diesem Problem sind auch Landschaftsarchitekten in ihrer Arbeit konfrontiert. Vorausschauendes Regenwassermanagement wird angesichts der dynamischen städtebaulichen Entwicklung in Großstädten wie Berlin immer wichtiger. Dabei gilt es, die Anforderungen an eine schadlose Beseitigung des Regenwassers mit denen einer möglichst naturnah gestalteten, dezentralen Oberflächenentwässerung in Einklang zu bringen und so auch die Gewässer vor schadstoffbelasteten Abflussspitzen zu schützen. Ein nachhaltiges Regenwassermanagement ist bei jedem Bauvorhaben zu integrieren, wissen auch die Experten von agu I Goldmann Landschaftsarchitektur.

Die Lösung heißt Schwammstadt-Prinzip

Das Prinzip beruht auf einer zeitweisen Aufnahme und einer verzögerten Abgabe des Wassers. In Berlin wurde das Prinzip der Schwammstadt aufgegriffen und zum übergeordneten Ziel entwickelt: quartiers- und stadtweite Dach- und Fassadenbegrünung, vielfältige Versickerungsflächen, weitmögliche wasserdurchlässige Oberflächenbeläge – kurz: dezentrales Regenwassermanagement. Große Teile des anfallenden Regenwassers werden abfangen und wie bei einem Schwamm zurückgehalten. Die Wasserabgabe erfolgt  über die Verdunstung der Vegetation, zeitverzögert über die Dachbegrünung oder über die Bodenpassage. Für ein optimales Regenwassermanagement sollte man vielfältige Strategien verfolgen. In erster Linie sind Versickerungsmöglichkeiten wie Rasenmulden in Grünflächen herzustellen. Dort kann sich Regenwasser sammeln und über die belebte Bodenzone wieder dem Grundwasser zugeführt werden. Dort, wo es nicht ausreichend Versickerungsflächen gibt, wird das Wasser in Rigolen - unterirdische Versickerungsanlagen – geleitet und dort in den Boden versickert. Neu sind sogenannte Baumrigolen, in denen Regenwasser unterirdisch gespeichert wird und den Bäumen gleichzeitig zur Wässerung zur Verfügung steht, gerade für Stadtbäume eine interessante Lösung. Eine weitere Möglichkeit stellt das Auffangen des Regenwassers in unterirdischen Zisternen dar, das gesammelte Wasser kann zur Bewässerung der Gartenanlagen genutzt werden.

Eine Kombination aus diesen Strategien ermöglicht es Städten, das Wasser wie einen Schwamm aufzusaugen, Überflutungen durch Starkregen zu vermeiden oder zumindest zu minimieren und darüber hinaus auch für das lokale Klima positive Effekte zu erzielen. Für die Umsetzung dieser Strategien setzt sich der Landschaftsarchitekt Gero Goldmann mit seinem Büro in Berlin ein. Sein Ziel: einen nachhaltigen und zukunftsorientierten Umgang mit der Ressource Wasser in die Planung zu integrieren.  

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